Gehört bei detektor.fm: (3) Die innere Kündigung ist teuer

Das Internetradio detektor.fm hat in 2016 mehrmals mit seinen „Haus-Mediatoren“ Dominik Wahlig und Sascha Weigel zusammengesessen und sich über Themen der Mediation unterhalten.

Da diese Beiträge nicht länger als zehn Minuten sind und sehr verständlich das jeweilige Thema beleuchten, möchte ich sie in einer kleinen Reihe vorstellen.*

Mediation im Unternehmen | Was Konflikte kosten

Darf es ein bißchen mehr sein?

In dieser Folge steigen die Drei direkt mit der Frage ein, was genau Konfliktkosten für Unternehmen bedeuten.

Es liegt erst einmal nahe, dass damit die Kosten für Anwälte, die Rechtsschutzversicherung und/oder eine/n Mediator/in gemeint sein könnten. Schaut man aber genauer hin, stellt man fest, dass es da noch einige weitere „Kostenstellen“ bei Konflikten in Unternehmen gibt.

Was kann passieren, wenn ein Konflikt im Unternehmen nicht geklärt wird?

Ungeklärte Konflikte (in Unternehmen) können vielschichtige Auswirkungen auf das Verhalten eines/r Mitarbeiter/in haben. Drei wesentliche Tendenzen lassen sich folgendermaßen umschreiben:

  • fehlende Mitarbeit („nur das Nötigste“)
  • Verweigerung der Zusammenarbeit („mit mir nicht“)
  • Boykott der Arbeit („Euch zeige ich es“)

Die Folge kann sein, dass Aufträge unbearbeitet liegen bleiben. Oder nur unvollständig erledigt werden. Aufträge gehen verloren, das Image leidet. Diebstähle, Unterschlagung, Sabotage, neue Mitarbeiter/innen gewinnen müssen, sind weitere Möglichkeiten, die auftreten können.

Kosten zweiter und dritter Ordnung

Dominik Wahlig und Sascha Weigel haben in ihrer Praxis beobachtet, dass die dadurch entstehenden Kosten kaum beachtet werden und fast nie in den Unternehmensbilanzen auftauchen. Sie sprechen in diesem Zusammenhang von Kosten zweiter und dritter Ordnung und nennen einige der möglichen Konfliktkostenfaktoren, wenn ein Mitarbeiter aufgrund eines ungeklärten Konfliktes das Unternehmen verlässt:

  • Abfindungskosten
  • Freistellung bis zum Vertragsende
  • Gehaltsfortzahlungen
  • Einstellungsverfahren für neue/r Mitarbeiter/in
  • Einarbeitungszeit für neue Mitarbeiter/innen

Sie nennen das Beispiel einer Person, die 50.000 € im Jahr verdient, „kann das mal eben schnell rund 70.000 € an Gesamtkosten ausmachen“.

Kosten Konflikte immer so viel?

Selbstverständlich gilt das Zahlenbeispiel eher zur Verdeutlichung als zur Beschreibung der Realität. Die Konfliktkosten lassen sich nicht allgemeingültig beziffern, aber sie ermöglichen das wahre Ausmaß von Konflikten und die Bedeutung für Unternehmen zu veranschaulichen. Was kann es bedeuten, wenn ein Konflikt nicht bearbeitet und geklärt werden kann.

„Mitarbeiter kommen für das Produkt und gehen wegen des Chefs“

Grundsätzlich geht es nicht darum, Konflikte im Unternehmen zu vermeiden, auch nicht aus Kostengründen. Das ist auch gar nicht möglich.
Vielmehr geht es darum, dass Unternehmen eine funktionierende Dialog- und Konfliktkultur benötigen. Die Konfliktfolgekosten fallen viel geringer aus, wenn entstehende Konflikte frühzeitig erkannt, nicht ignoriert sondern geklärt werden.
Eine solche, sichtbare Unternehmenskultur trägt auch viel zur Arbeitgeberattraktivität bei.

Zu den anderen Teilen dieser Blogreihe:

Hier geht es zu Teil 1 – Eine Alternative zum Gerichtsprozess
Hier geht es zu Teil 2 – Der dritte im Konflikt – Mediator, Richter und Schlichter
Hier geht es zu Teil 4 – Ohne Anwalt geht’s auch
Hier geht es zu Teil 5 – Letzte Rettung Mediator?
Hier geht es zu Teil 6 – Ein Qualitätsiegel für Streitschlichter
Hier geht es zu Teil 7 – Raus mit der Sprache
______________________

* Natürlich kann man sich die Beiträge auch einfach direkt bei detektor.fm anhören.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.