Gehört: Storytelling in Mediation und Coaching, SWR2 Tandem

Geschichten spielen eine elementare Rolle im menschlichen Leben.
Kindern lernen mithilfe von Geschichten „die Welt“ kennen. Jugendliche können sich in wahre (Geschichts-)Welten vertiefen und folgen den verschiedensten („Helden“-)Figuren. Und auch Erwachsene lassen sich auf vielfätigen Wegen von Geschichten unterhalten.

Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass Geschichten in der Mediation als wirksame Methode eingesetzt werden können.

Die Mediatorin Hanna Milling hat ein Buch darüber geschrieben und darüber in einem Audio-Beitrag gesprochen.

Was sind, für mich, Geschichten?

Das Herkunftswörterbuch des Duden beschreibt die Bedeutung des Wortes Geschichte zunächst als „Geschehnis, Begebenheit, Ereignis“, das u.a. im Sinn von „Folge der Ereignisse“ verwendet wurde (Quelle: Duden Herkunftswörterbuch, 1989).
Diese Definition gefällt mir. Geschichten sind damit Ereignisse, die aufeinander folgen. Sie können zusammenhängen, sich gegenseitig bedingen und miteinander verbunden sein. Müssen es aber nicht. Sie können erfunden sein, reale Ereignisse beschreiben oder beides zusammen.

Auf welchem Weg gelangen Geschichten in unseren Kopf?

Mit einem solchen Verständnis besteht die Welt dann aus unendlichen Geschichten, die uns erzählt werden.
Früher war es das gesprochene Wort, mit dem Geschichten von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Später konnten Geschichten in Büchern aufgeschrieben und einer größeren (lesenden) Mehrheit erzählt werden. Heute können wir über sehr viel mehr Kanäle mit Geschichten in Berührung kommen, z.B. Fernsehen, Streaming, Kino, (elektronische) Bücher, Computer- und Rollenspiele, Gesellschaftsspiele, Theater, Musik, Blogs etc.

Warum mögen wir (gute) Geschichten?

Gute Geschichten verbinden unseren Verstand und unser Denken mit unserem Herz und Gefühl. Sie bewegen uns innerlich und wirken nach. Bewusst oder unbewusst laufen beim zuhören Prozesse ab, das eigene Leben damit abzugleichen: Was hat die Geschichte  mit mir zu tun oder was hat sie nicht mit mir zu tun?

Es ist möglich, sich in Geschichten wieder zu erkennen oder Anteile der eigenen Persönlichkeit zu entdecken. Es kann sein, dass die Geschichte nichts mit der eigenen Person, den eigenen moralischen Werten und Ansichten zu tun hat.

Geschichten ermöglichen es, sich auf Handlungen und Verhalten der Akteure einzulassen, ohne diese sofort zu bewerten. Wir werden zu Beobachtern von Ereignissen und können uns auf Dinge etwas  einlassen, die unser Verstand alleine nicht akzeptieren würde.

Wie funktionieren Geschichten in der Mediation?

In der SWR2-Sendereihe Tandem hat Petra Mallwitz die Mediatorin Hanna Milling besucht und über Buchcoverdas Buch Storytelling – Konflikte lösen mit Herz und Verstand* gesprochen. Die Autorin erzählt, welche Geschichte sie in Mediationen einsetzt und mit welcher Wirkung dabei zu rechnen ist.

Der Beitrag Storytelling in Mediation und Coaching ist ein interessantes Interview, da es Frau Milling gelingt, auf verständliche Art und Weise, die Wirkungsweise von Geschichten darzustellen. Anhand einiger Geschichten, verbunden mit konkreten Fällen, veranschaulicht sie eindrücklich, was Ratschläge alleine nicht schaffen können.

Zwei Sätze in dem Interview haben mir sehr gefallen und mich besonders zum nachdenken angeregt:

Geschichten sind in Sprache gegossene Bilder, die das Herz berühren.

und

Geschichten sind weiser als ihre Erzähler.

Geschichten eignen sich gut für den Einsatz in Mediationen, weil die „in Sprache gegossenen Bilder“ von den Medianten interpretiert werden und sie viel mehr Interpretationsmöglichkeiten enthalten als Mediatoren erkennen können.
Somit bleiben die Medianten, als Experten für ihren Konflikt, weiterhin verantwortlich für das Erarbeiten gemeinsamer Lösungen.

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* Das Buch von Hanna Milling ist im Wolfgang Metzner Verlag erschienen.

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