Gelesen: Der Mann, der die AfD versöhnen soll

Die Mediation als Verfahren zur Konfliktlösung findet in vielen verschiedenen Arbeits- und Lebensbereichen statt. So ist es z.B. auch in der Politik möglich.

Ein interessanter Fall spielte sich in Stuttgart ab: Dort geht es um zwei Fraktionen im Landtag, die mittels einer Mediation wieder zusammenfinden wollten/sollten.

Aufmerksam geworden bin ich über den Artikel bei der Stuttgarter Zeitung.

Gernot Barth ist Mediator und Gründer des Institut für Kommunikation und Mediation (IKOME). Er wurde beauftragt, aus zwei Fraktionen im Landtag von Baden-Württemberg wieder eine machen, aus der AfD und der ABW.

Barths größte Herausforderung besteht darin, den Abspaltern einen Rückweg in die Fraktion ohne Gesichtsverlust zu ebnen.

In dem Interview wird sich natürlich dafür interessiert, wie er diesen „Rückweg“ ebnen wolle.

Wie Barth diesen Streit lösen will, dazu verrät er keine Details. Das gehöre sich nicht, Berufsethos. Nur so viel: Er führe grundsätzlich mit allen Beteiligten Einzelgespräche.

Der Mediator ist gar nicht für die Lösung zuständig

Ein wichtiger Punkt in Mediationen ist, dass diese ergebnisoffen sind. Das bedeutet, Mediatoren sind die Experten für den Prozess, aber die Medianten sind die Experten für die Themen und Inhalte. Sie legen die Themen, über die gesprochen werden sollen, gemeinsam fest. Somit kann ein (guter) Mediator gar keine Lösungen planen. Es ist nicht seine Aufgabe.

Ein Mediator sollte natürlich verschiedene Methoden und Instrumente kennen und einsetzen, um die Medianten in diesem Prozess zu unterstützen. Praxiserfahrungen sind dabei sehr hilfreich.

Barth sagt: „Es gibt immer Möglichkeiten, Konflikte zu lösen. Ob sie sich realisieren lassen, wird sich erst in den letzten Stunden zeigen. Das ist meine Erfahrung.“

Was ist das Besondere an dieser Mediation?

Mediationen finden zwischen zwei oder mehr Konfliktparteien statt. Die Themen und Konflikte, die innerhalb einer Mediation besprochen werden, sollen vertraulich bleiben, Ergebnisse sollen nicht nach „außen“ dringen.
In den Fällen, in denen ein großes Interesse „außerhalb“ der Konfliktparteien besteht, wird diese natürlich genau betrachtet und auf Veränderungen geachtet. Das erschwert in manchen Fällen die Mediation für einige oder alle Beteiligte.

In diesem Fall war die Berichterstattung über den Mediator und die Mediation scheinbar zu Beginn weitaus größer, als sie es zum Ende war. In welcher Form die Mediation gewirkt hat, wird nicht deutlich (das muss es für uns Außenstehende aber auch nicht, siehe oben). Sie ist zu Ende geführt und die Fraktionen haben wieder „miteinander geredet“.

Zur Übersicht habe ich hier einige Artikel der Berichterstattung in chronologischer Reihenfolge aufgelistet:

02.08.2016 Gemeinsame Presseerklärung der AfD-Fraktionen im Landtag von Baden-Württemberg

04.08.2016 Beide Seiten sollten Gesicht wahren können

09.08.2016 Der Mann, der die AfD versöhnen soll

09.09.2016 Landtagsfraktionen der AfD gehen gemeinsam in Klausur

18.08.2016 detektor.fm-Interview: Letzte Rettung: Mediator? (hörenswert)

14.09.2016 Wiedervereinigung von AfD und ABW noch immer ungewiss

15.09.2016 Wiedervereinigung im Schwarzwald

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