Stoffbeutel ausgepackt – Der BM Mediations-Kongress in Wort, Bild und Ton – Update 30.11.2016

FlaggenDer diesjährige Mediations-Kongress in Dresden war ein, aus meiner Sicht, toller Kongress. In vielerlei Aspekten.

Ich habe bewegende Impulse gehört, viele interessante Menschen kennengelernt, gute Gespräche geführt und viele Eindrücke und Ideen für mich mitgenommen.

Wenn ich nun meinen Stoffbeutel mit allem vom Kongress auspacke, hoffe ich, dass es mir gelingt, ein wenig img_20161104_085502712_hdrvon der Atmosphäre vor Ort zu vermitteln.

Während der zwei Tage habe ich mehrere Interviews aufgenommen. Diese werde ich auch an dieser Stelle veröffentlichen. Da zur Zeit aber noch nicht alle Zustimmungen meiner Interviewpartner vorliegen, werde ich diese erst nach und nach ergänzen können. Wer mir nicht auf Twitter folgt, sollte bei Interesse ab und zu hier vorbei schauen.

Untergekommen war der Mediations-Kongress im Grand Westin Hotel in Sichtweite der Elbe und mit einem schönen Blick auf die Altstadt von Dresden.

Eröffnung

Der Kongress wurde durch Sozan Azad, 2. Vorsitzende des Vorstands, eröffnet.


Dominik Wahlig, der Geschäftsführer des Bundesverbandes Mediation, eröffnete ebenfalls mit und beschrieb, woran sie sich bei den Planungen für diesen Kongress orientiert haben.


In Anschluss waren die Schirmherrin und der Schirmherr des Kongresses angekündigt, die aber nicht persönlich erscheinen konnten.

Frau Petra Köpping, die Sächsische Staatsministerin für Integration und Gleichstellung, richete ihr Grußwort per Videobotschaft an die Anwesenden. Der Schirmherr Dirk Hilpert, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden ließ sich durch Annekatrin Klepsch vertreten.

Frau Köpping äußerte sich positiv zur Mediation und der Möglichkeit Menschen „Kommunikation beizubringen“, während Frau Klepsch die Besonderheit (des geschichtlichen) Dresdens beschrieb und darauf hinwies, dass die Stadt zukünftig mediative Ansätze verwenden will.

Mit Impulsvorträgen gestartetFrank Richter

Passend zur Eröffnung war der Impulsvortrag von Frank Richter, dem Direktor der Sächsichen Landeszentrale für politische Bildung.
Er beschrieb seine Rolle bei der Bürgerbewegung in Dresden im Oktober 1989 mit den Worten es war der „größte Glückstag meines Lebens“. Ebenso schilderte er die Arbeit als Moderator in der Arbeitsgruppe 13. Februar, in der es darum ging, das „stadtprägende Ereignis“ vom 13. Februar 1945 zu bearbeiten.
Seine Aussage zu Pegida beinhaltete eine mediative Sichtweise, auch wenn er kein ausgebildeter Mediator ist: „Nicht Pegida ist das Problem, man muss hinter Pegida schauen.“

Ohne Pause ging es weiter mit dem Impulsvortrag von Ruth Seliger, in dem sie als systemische Organisationsberaterin das Systemische auf gesellschaftliche Veränderungen übertrug.

img_20161104_114118082Ich habe sie so verstanden, dass die Veränderung vom dem Bisherigen, Bestehendem hin zu etwas Neuem, Anderen nicht sofort geschieht, sondern Zeit benötigt. Während dieses Übergangs verändern sich die Umstände, das Alte gilt nicht mehr und das Neue ist noch nicht gefunden. Es fehlt eine Ordnung. Daraus entstehen Krisen.

Frau Seliger beschrieb die Dinge, die zur Zeit wegfallen, sich verändern und was „das Neue“ ist, mit dem wir uns auseinandersetzen (müssen).
Im Sinne eines „Positive Change“ beschrieb sie, dass Veränderungsprozesse auch Menschen und Unternehmen mobilisieren können und welche Elemente dazu hilfreich sind (Sinn, Zuversicht, Einfluss).

Nach diesen beiden inhaltsschweren aber bedeutsamen Vorträgen ging es in die (wirklich!) verdiente Mittagspause. Neben dem Mittagsbüffet nutze ich die Gelegenheit, um Gespräche zu führen, u.a. auch mit Monika:


Workshop-Time

Nach einer viel zu kurzen Mittagspause (für Gespräche) ging es für mich mit dem Elefanten weiter oder: „Wie MediatorInnen konstruktiv mit rechtlichen Fragestellungen und Hürden in der Mediation umgehen.“
Das Bild des Elefanten wird genutzt, wenn es um rechtliche Fragestellung in der Mediation geht.

Mir war dieses Bild zwar bisher nicht bekannt, aber natürlich erlebe auch ich, dass rechtliche Fragestellungen oft eine wichtige Rolle in Mediationen spielen. Die Frage ist, wieviel Raum sie (überhaupt) erhalten (sollen).

Die drei Referentinnen Nadja Alexander, Juliane Ade und Kirsten Schroeter berichteten von einigen ihrer Erfahrungen und zeigten unterschiedliche Umgangsweisen. Sie regten aber auch den Austausch der Teilnehmer miteinander an.

Meine wichtigste Erkenntnis aus diesem Workshop:

Wenn Menschen das Gefühl haben, in einem Konflikt zu ertrinken, ist „das Recht“ oft die einzige, greifbare Schwimmhilfe.

UPDATE, 28.11.2016: Was mich besonders freute, war, dass sich die drei Referentinnen, Juliane, Nadja und Kirsten, noch zu einer kleinen Interviewrunde (im wahrsten Sinne des Wortes) bereit erklärten:


Update 30.11.2016
: Zwischendurch nahm sich Martin Schneider ein wenig Zeit und hat von seiner Arbeit bei MenschBank e.V., der Initiative für Mensch & Werte erzählt. Der Verein unterstützt und fördert den Dialog mit Menschen aus der Finanzbranche und Beratern, Coaches und weiteren Experten, rund um das Thema Mensch und Werte in der Finanzwelt:

 

Vom Elefanten zu New Work

Im Anschluss an die Kaffeepause ging es ganz modern um ein Schlagwort, dass im Zuge der Digitalisierung und der Veränderung der Arbeitswelt auch immer fällt: New Work.

Claudia Schröder und Sebastian Kremser hatten eingeladen, um über Selbstorganisation und ihre Konfliktdynamik zu sprechen. Die beiden stellten ihr Verständnis von Selbstorganisation vor und benannten die Stellen, an denen Konflikte auftreten.
Im Anschluss luden sie die Teilnehmer ein, darüber ins Gespräch zu kommen.

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Mit der Fishbowl-Methode konnte eine inhaltliche Auseinandersetzung durch fließenden Wechsel* der Gesprächspartner angeschoben werden.

(* bei dieser Methode gibt es einen kleinen inneren Stuhlkreis und drumherum einen größeren Stuhlkreis. Jede Teilnehmerin oder Teilnehmer kann sich in den inneren Kreis setzen und am Gespräch teilnehmen. Kommt eine Person in den inneren Kreis, wechselt eine andere Person zurück in den äußeren Kreis)

 

In dieser Diskussion wurde für mich deutlich, dass die Veränderung „von Führungskräften zu Führungsarbeit“ viele Fragen aufwirft und ihr noch mit Vorbehalten begegnet wird.

UPDATE, 11.11.2016: Claudia stand mir auch zu einem Interview zur Verfügung:


UPDATE, 15.11.2016: Und auch Sebastian nahm sich ein bißchen Zeit:


Der Abend

Es gab ein Zwischenprogramm bevor am Abend der das Kongressfest begann. Ich nutzte die Zeit für Gespräche und für einen Spaziergang an der Elbe (ohne Sektempfang aber mit frischer Luft).

Julia:


Zu Beginn des Abends wurde es noch einmal feierlich, die Gewinner des Mediationspreises 2016 wurden geehrt.
Es gab eine Kategorie „Mediation und Arbeit mit Geflüchteten“ und eine Kategorie „Innovative Öffentlichkeitsarbeit“. In beiden wurden jeweils zwei Preise vergeben.

UPDATE, 11.11.2016: Und fast „ganz zufällig“ traf ich Julia Schweitzer, die das Projekt vorstellte, das gewonnen hat:


UPDATE, 22.11.2016:
Hendrik Fenz traf ich in der Hotel-Lobby und wir setzen uns dort zusammen:


Im Anschluss an die Preisverleihung ging es auf die Tanzfläche.


Tag 2 beginnt für manche früher als für andere…


…und nahm sogleich die inhaltliche Geschwindigkeit des Vortags auf.

UPDATE, 24.11.2016: Noch vor dem ersten Kaffee setzte sich Dr. Doris Klappenbach sich mit mir in eine leere Stuhlreihe und unterhielt sich ein bißchen mit mir (im Hintergrund ist kein Flipperautomat zu hören):


Danach ging es mit dem offiziellen Programm los…

Saal_leerNach einer Begrüßung und Einstimmung durch den Vorstand führte Christian Hartwig ein Gespräch mit Prof. Dr. Joseph P. Folger zur Transformativen Mediation (Hinweis auf den Workshop).

Die Theorie der Transformativen Mediation war mir bisher nicht bekannt, aber sie klingt interessant, da sie, so habe ich es verstanden, der Kommunikation weiten Raum gibt.

Die Medianten sollen in der Art und Weise sprechen können, wie sie es wollen. Das bedeutet, dass sie sich auch anschreien können und auch Beleidigungen möglich sind. Sie sollen Raum erhalten, dass was sie sagen, selber zu reflektieren und sich gegebenenfalls selber zu korrigieren. Das im Mediationsverfahren eingesetzte „Reframing“ (Negative Aussagen in positive Aussagen umformulieren) kommt in der Transformativen Mediation nicht vor.

Ziel ist es, das die „Kommunikation wirklich ermöglicht wird“ und dass die Medianten für sich „die Gewissheit erlangen, dass sie zukünftig selber besser mit Konflikten umgehen können“. Die Mediatoren sollen keine Kontrolle ausüben, sondern den Medianten helfen, die Kommunikation selber zu führen. Sie greifen lediglich an bestimmten Punkten („Checkings“) ein.

Ich hatte hin und wieder den Eindruck, als würde ein Teil der anwesenden Mediatorinnen und Mediatoren bei bestimmten Aussagen den Atem anhalten. Gerade der Punkt, nicht (steuernd) für den Ablauf der Mediation verantwortlich zu sein, ist sicher kontrovers aufgenommen worden. Ein spannender Ansatz, über den ich noch mehr hören möchte.Getraenkeeinheit

Mediation ist bunt und lässt sich auch so erklären

Ein kurzer Zwischenstopp an der Getränkeeinheit und schon ging es in den nächsten Workshop von Gesine Otto. Sie zeigte ganz konkret, dass es mit einfachen Mitteln möglich ist, wesentliche Inhalte der Mediation zu vermitteln.

Sie hatte für diesen Workshop extra einige Dresdener Schülerinnen eingeladen und mit ihnen, anhand der Geschichte von den zwei Schwestern, die beide eine Orangen haben wollen, ihre Methode ganz praktisch vorgestellt.

Anhand der drei Farben rot, gelb und grün erarbeitete sie gemeinsam mit den Schülerinnen mögliche Verhaltensweisen der Schwestern.

Die Beteiligung und Konzentration der Schülerinnen, die extra für den Workshop ihr Wochenende unterbrochen hatten, verdeutlichte, wie gut dies funktionierte.
An den, im Kreis darum sitzenden, Mediatorinnen und Mediatoren ließ sich auch gut erkennen, wie packend die spielerische Auseinandersetzung mit Konfliktsituationen sein kann.

UPDATE, 12.11.2016: Im Anschluss bat ich Gesine um ein kleines Interview zu ihrer Person und ihrer Methode:

 

Wie blicke ich zurück?

Bewegt, inspiriert und mit positiven Erinnerungen speichere ich diesen, meinen ersten, Mediations-Kongress für mich ab.

Ich habe interessante Menschen kennengelernt, mir von tollen Projekten erzählen lassen und durch die Impulsvorträge gute Denkanstäße erhalten.

Mich hat es auch sehr gefreut, dass sich einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu den Interviews bereit erklärt haben. Vielen Dank dafür.

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