„Gesamtstrategie politische Bildung“ – Neues Förderprogramm für alle öffentlichen Berliner Schule ab 2021

Im Haushaltsgesetz über den Doppelhaushalt 2020/2021 hat das Berliner Abgeordnetenhaus ab Januar 2021 die Einrichtung eines neuen Programms „Politische Bildung an Berliner Schulen“ beschlossen.

Das Programm gilt für alle öffentlichen Berliner Grund- und weiterführenden Schulen und soll diese unterstützen,

„Maßnahmen zur Förderung von Schulentwicklungsprozessen im Sinne einer demokratischen, an Grund- und Menschenrechten orientierten Schule“

umzusetzen.

Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hat, gemeinsam mit  Schulpraktiker*innen eine integrative Gesamtstrategie für die politische Bildung an Berliner Schulen (.pdf-Datei) entwickelt.

Bevor ich auf den inhaltlichen Aufbau der Strategie eingehe und die drei Säulen darin kurz vorstelle, möchte ich in aller Kürze darlegen, was dieses Programm für Berliner Schulen bedeutet.

Chance für Berliner Schulen – Was können sie jetzt tun?

Jeder öffentlichen Berliner Schule steht eine Summe von 3.000 € zur Verfügung, die über den Verfügungsfonds abgerufen werden kann.

Bedingung dafür ist, dass die damit finanzierten Projekte die Umsetzung der Strategie für die politische Bildung an Berliner Schulen zum Ziel hat.

Das bedeutet, jede Schule kann entscheiden, an welcher Stelle sie den Schulentwicklungsprozess aufnimmt/weiterführt und sich dazu außerschulische Unterstützung dazu holen. Das sind entweder außerschulische Lernorte, Träger oder Trainer*innen.

Die Mittel können beispielsweise dafür verwendet werden, eine Steuergruppe der Schule bei der Entwicklung und Festlegung von Schulentwicklungsprozessen beratend zu unterstützen. Und/oder für die Einführung des Klassenrats (für eine Klasse oder eine Jahrgangsstufe), pädagogische Weiterbildungen (Partizipation, Diversity, Kommunikation, schulinterne Fortbildungen (z.B. schwierige Elterngespräche) u.a.

Es gibt auf dem Bildungsserver eine Übersicht über bestehende Angebote, die aktualisiert und erweitert wird. Dort können sich Steuergruppen informieren und „inspirieren“ lassen.

Der Expert*innen-Pool der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. (DeGeDe) ist ebenfalls dort (etwas versteckt, wie ich finde) gelistet. Anfragen können an die Kontakt-E-Mail gestellt werden. Intern werden sie unter den Trainer*innen vergeben (Hinweis: Ich bin Teil dieses „Pools“).

Die Erfahrungen, die wir im Projekt „3D-Schulentwicklung – eine demokratische, diversitätsbewusste und diskriminierungskritische Schule“ gemacht haben, können wir in der Beratung und Planung bei Schulentwicklungsprozessen einbringen und die Projekte inhaltlich und fachlich begleiten.

Wer Interesse oder Nachfragen hat, kann mich gerne kontaktieren (Genaueres findet sich hier).

Was die „Strategie für die Politische Bildung an Berliner Schulen“ erreichen will

Nun zum theoretischen Unterbau des Projekts. Die Gesamtstrategie habe ich oben verlinkt, wesentlich sind aus meiner Sicht die drei Säulen, auf denen die Senatsverwaltung die Strategie aufgebaut hat:

Säule 1 – Politische Bildung: Ein starkes Fach – in Verbindung mit Anderen

Politische Bildung bezieht sich nicht nur auf ein Fach, sondern ist viel mehr. Übergreifende Themen wie Demokratiebildung, Nachhaltige Entwicklung und Bildung zur Akzeptanz von Vielfalt soll in allen Fächern vorkommen und sich widerspiegeln.

Säule 2 – Verzahnung von Politikdidaktik und Demokratielernen

Lernen über Demokratie (Politische Systeme, Grundrechte, Bedeutung von freien Wahlen, Meinungsfreiheit u.a.) ist ebenso wichtig wie das Erlernen von Demokratie (Mitbestimmung in Schule und Unterricht, demokratische Schulkultur).
Während ersteres im Lehrplan verankert ist und im Unterricht vermittelt wird, spielt Partizipation bisher in vielen Bereichen des Schulalltags eine eher untergeordnete Rolle. Gerade hier kann die Strategie und die finanzielle Ausstattung hilfreiche Impulse geben, um den Schulentwicklungsprozess in Gang setzen bzw. fortzuführen.

Säule 3 – Außerschulische Bildungspartner

Die Bedeutung von außerschulischen Lernorten, die Schüler*innen und den Pädagog*innen neue und außergewöhnliche Perspektiven ermöglichen, werden als Bereicherung von Schule anerkannt. Dabei wird deutlich, dass der Lernort Schule kein abgetrennter Bereich ist, sondern Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Gesellschaftliche Entwicklungen finden sich auch in der Schule wieder und somit geht es darum, gesellschaftliche Veränderungen mit allen Beteiligten partizipativ zu erreichen.

Mein Fazit

Aus meiner persönlichen Erfahrung in der demokratischen Schulentwicklung sehe ich in dieser Strategie und der finanziellen Unterstützung ein klares Signal. Die drei Säulen deuten darauf hin, dass es nicht nur um Geld geht, dass den Schulen zur Verfügung steht.
Die Zweckbindung der Mittel an demokratische Schulentwicklung ist sinnvoll. Ebenso die Freiheit, dass Schulen individuell entscheiden können, was für sie wichtig ist.

Demokratie muss erlebt werden können, sie kann nicht verordnet werden.

Darum ist es wichtig, den Schulen Leitplanken zu geben (Zweckbindung an Politische Bildung) und sie gleichzeitig zu beteiligen, indem sie die Verantwortung erhalten, Projekte und Entwicklungen gemeinschaftlich und eigenverantwortlich auszuwählen.

Mein Wunsch und meine Hoffnung ist, dass hierbei die Mittel vorausschauend eingesetzt werden und damit Schulentwicklung als ein kontinuierlicher Prozess verstanden wird, der von allen Beteiligten in der Schule (Schüler*innen, Lehrkräfte, Erzieher*innen, Schulleitung und Steuergruppe, Eltern, Verwaltungsangestellte, Caterer usw.) partizipativ gestaltet wird. Und das Schuljahr für Schuljahr.

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